Mikhailovna Called erstmals in Deutschland
In Hamburg gibt es mit den verschiedenen großen Museen und vor allem mit dem Haus der Photographie in den Deichtorhallen eigentlich immer eine interessante Fotoausstellung zu sehen.
Ein sehr empfehlenswerter Ort bei einem Besuch in Hamburg ist auf jeden Fall die FREELENS Galerie. Seit Freitag ist dort eine neue Präsentation am Start: die Deutschlandpremiere von Beat Schweizer zeigt beeindruckende Fotografien aus Nordrussland.
FREELENS beschreibt das so:
Wie lebt es sich an peripheren Orten dieser Welt? Eine Frage, die den Fotografen Beat Schweizer seit langem umtreibt. Dazu ist er immer wieder in den äußersten Norden Russlands gereist, um polarnahe Orte zu erkunden und Antworten dafür zu finden, was die Menschen trotz der offenkundig schwierigen Lebensumstände dort hält. Eis und Schnee, Dunkelheit, Einsamkeit, Langeweile, extremes Klima und geografische Isolation sind die Alltagsbedingungen, denen sich die Menschen stellen müssen.
Schweizer gelingt es eindrucksvoll, sich den Bewohnern des Nordens zu nähern und dem Betrachter einen intensiven Einblick in das menschliche Zusammensein von Gemeinschaften zu gewähren, die mit zahlreichen Hindernissen kämpfen. Dazu nimmt der Fotograf drei ganz unterschiedliche Orte in den Blick.
Der Industrieort Norilsk
Norilsk ist auf Permafrost-Boden gebaut. Die nördlichste Großstadt der Welt muss extreme Umweltschäden verzeichnen, weil dort Nickelerze abgebaut werden. Der Industriestandort bietet für seine Bewohner Wohlstand und birgt zugleich große Gesundheitsrisiken.
Die Geisterstadt Dikson
Dikson ist die nördlichste Siedlung Sibiriens mit ein paar hundert Bewohnern an der Mündung des Jenissei. Einst befand sich hier der Angelpunkt für die Nordostpassage. Dikson war Ausgangsort vieler Polarexpeditionen. Die verbliebenen Menschen, die heute in der Geisterstadt leben, verdingen sich als Mechaniker oder Grenzschützer, um ihren Lebensunterhalt zu sichern oder sie übermitteln Wetterdaten nach Moskau. Dass der Ort noch nicht ganz aufgegeben ist, ist den geopolitischen Interessen des Staates im Norden zu verdanken.
Das Dorf Teriberka
Teriberka ist schließlich die dritte Ansiedlung, die Beat Schweizer im Rahmen seines Langzeitprojekts aufgesucht hat. Die kleine Stadt leidet seit dem Niedergang der Küstenfischerei unter starkem Bevölkerungsrückgang. Die Erschließung des Stockmann-Felds in der Barentssee, einem immensen Gasvorkommen, könnte Tausende neuer Arbeitsplätze bringen. Sie wird aber Jahr für Jahr verschoben. Mit warmherzig-poetischem Blick zeigt uns Schweizer das Leben von Menschen, für die die widrigen Umstände normaler Alltag sind.
»Mikhailovna Called« präsentiert uns einen Lebensraum in seiner Härte und Schönheit zugleich, mit Situationen, die mal komisch-absurd scheinen, mal weit über das Anekdotische hinausgehen. Sie bieten dem Betrachter sensible Einblicke in das menschliche Zusammenleben unter Extremen.
Über Beat Schweizer
Beat Schweizer (Jahrgang 1982) arbeitete beim Archäologischen Dienst, als er dort das erste Mal mit der Fotografie in Berührung kam. Seitdem hat ihn die Faszination für das Medium nicht mehr losgelassen. Nach einer Ausbildung zum Fotografen arbeitete er zunächst bei einer Schweizer Tageszeitung. Seit 2009 ist er freiberuflich im redaktionellen und kommerziellen Bereich tätig. Daneben verfolgt er seine Langzeitprojekte, die ihn vor allem in osteuropäische Länder führen. Er hat mehrere Magazine und Zeitungen herausgegeben. Zuletzt erschien seine Monographie »Mikhailovna Called«. Seine Arbeiten sind mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in Ausstellungen in der Schweiz und im Ausland gezeigt worden. Die FREELENS Galerie präsentiert mit »Mikhailovna Called« Schweizers erste große Einzelausstellung in Deutschland. Hier geht es zur Webseite von Beat Schweizer.
Wann und wo?
FREELENS Galerie
Alter Steinweg 15, 20459 Hamburg
Laufzeit: bis 19. März 2020
Öffnungszeiten: Mo bis Do 11-18 Uhr, Fr 11-16 Uhr
Eintritt: frei!
Das Buch
Mikhailovna Called erschien im Januar 2019 im Kehrer Verlag. Broschur mit amerikanischem Schutzumschlag, 184 Seiten, 94 Farb- und 27 Schwarzweiss-Abildungen, 24 x 28 cm.
ISBN: 978-3-86828-900-8
Preis: 39,90 €
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Eine Antwort auf „Beat Schweizer stellt in Hamburg aus“
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